Derzeit sind viele Gebäude-Eigentümer*innen verunsichert. Was hat es mit dem Verbot von Öl- und Gasheizungen auf sich? Soll ich schnell noch eine Gasheizung kaufen? Oder lohnt es sich, jetzt schon eine Wärmepumpe einzubauen? Geht das in meinem Haus überhaupt? Wir klären auf und stellen die wichtigsten Punkte vergleichbar gegenüber.
Die letzten Monate haben gezeigt, dass wir uns mitten im Umbruch befinden – weg vom Import klimaschädlicher Energie, hin zu Technologien der Zukunft. Eine Entwicklung, die seit Jahrzehnten überfällig war und nun sehr rasant voranschreiten muss. Dabei hat sich gezeigt, dass die Medien sehr unterschiedlich darüber berichten. Oft werden alte Vorurteile weitergegeben. Auch bei kurzfristigen Entwicklungen werden grundsätzliche Trends übersehen.
Dieser Vergleich stammt aus dem April 2023. Dies bitte bei den Preisangaben und den Fördermitteln beachten.
Wir wollen mit der Verunsicherung aufräumen und zunächst die wichtigsten Erkenntnisse klar aussprechen:
Für alle, die es ganz genau wissen wollen, haben wir in dieser Tabelle die wichtigsten Punkte gegenübergestellt, damit sie klar getrennt voneinander betrachtet werden können:
Die Energie der Umgebung wird eingesammelt und in der Wärmepumpe so weit verdichtet, dass damit geheizt werden kann. Der Verdichter braucht dafür Strom.
Erdgas kommt meist aus dem Ausland über Rohrleitungen bis ins Haus und wird in der Brennkammer der Gasheizung verbrannt, die Flamme ist ca. 1000°C heiß.
(Hier braucht es nur ein bisschen Strom, um die Flamme zu zünden)
Strom
(Wer eine PV-Anlage hat, kann einen Teil des Stroms selbst erzeugen)
Erdgas
Ja, nämlich Umweltwärme (meist Außenluft oder Erdwärme)
Nein
1 kWh Strom reicht aus, um ca. 3 bis 4 kWh Wärme fürs Haus zu erzeugen. Bei einer Erdwärmepumpe kann dieser Wert sogar noch höher liegen. Das ist sehr effizient.
1 kWh Erdgas reicht aus, um ca. 0,9 kWh Wärme fürs Haus zu erzeugen.
Strom: 33 ct/kWh
(Die meisten Energieversorger bieten für Wärmepumpen eigene Stromtarife an, die günstiger sind.)
Erdgas: 10 ct/kWh
Je nach Effizienz:
33 ct/kWh Strom : 2,5 = 13,2 ct/kWh Wärme
33 ct/kWh Strom : 3,0 = 11,0 ct/kWh Wärme
33 ct/kWh Strom : 4,0 = 8,25 ct/kWh Wärme
10 ct/kWh Gas : 0,9 = 11,1 ct/kWh Wärme
In Zukunft wird so viel wie möglich mit Strom betrieben. Für diese „Energiewende“ werden Solar- und Windkraftwerke massiv ausgebaut. Dabei kann jeder Strom auch selbst erzeugen. Weil Sonne und Wind uns keine Rechnung schicken und ewig verfügbar sind, wird der Preis langfristig sinken. Der Preis für die Erzeugung von Solar- oder Windstrom sinkt bereits seit Jahren.
Der globale Vorrat an Erdgas schrumpft, 95 % unseres Bedarfs ist von Importen aus dem Ausland abhängig. Zudem verursacht die Verbrennung das klimaschädliche Gas CO2. Um den Schaden zu begrenzen, wird Erdgas seit 2021 mit einem CO2-Preis belegt, der jährlich steigt. Aktuell senkt die „Gaspreisbremse“ der Bundesregierung den gestiegenen Preis für die teure Beschaffung von Flüssiggas ab, sie läuft aber am 30. April 2024 wieder aus. Erdgas wird daher in Zukunft deutlich teurer.
keine
Laut Brennstoff-Emissionshandelsgesetz sind folgende CO2-Preise festgelegt (Auswirkung auf Gaspreis):
2021: 25 €/t2022: 30 €/t2023: 30 €/t (+0,65 ct/kWh)2024: 35 €/t (+0,76 ct/kWh)2025: 45 €/t (+0,98 ct/kWh)2026: 55-65 €/t (+1,19 bis +1,41 ct/kWh)
Ab 2027: Nach oben offen. Der Preis wird durch den Handel mit Emissionszertifikaten auf dem EU-Markt bestimmt. Die Zahl der Zertifikate wird stetig reduziert – Gas wird jährlich teurer.
Anschaffung teurer, danach langfristig günstiger Betrieb.
Bei der Anschaffung unterstützt der Staat durch Förderprogramme.
Anschaffung günstig, danach langfristig teuer Betrieb.
Ja, Wärmepumpen werden mit folgenden Fördersätzen vom Staat bezuschusst (Stand 1. Januar 2023, siehe Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) beim BAFA):
Die Förderung soll je nach Einkommen noch deutlich aufgestockt werden. „Gerade für Menschen mit geringem Einkommen soll am Ende eine Wärmepumpe nicht teurer sein, als es eine Gasheizung heute ist“, sagte Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Interview mit NDR Info. (Quelle: NDR, abgerufen am 04.04.2023)
Keine
(Wenn das Gebäude in einem Gebiet liegt, wo ein Wärmenetz Vorrang hat, könnte die Kommune den Einbau von zu vielen Wärmepumpen einschränken, damit das Wärmenetz genug Abnehmer hat.)
Gasheizungen dürfen nach dem aktuellen Gesetzentwurf des GEG ab 1.1.2024 nur noch neu eingebaut werden, wenn sie weniger als 35 % der Wärme aus Verbrennung von Erdgas liefern, 65 % müssen aus erneuerbaren Energien kommen. (Pflicht zur Kombination z. B. mit Wärmepumpe oder Solarthermie)
Gasheizungen werden nach dem aktuellen Gesetzentwurf des GEG aus Klimaschutzgründen bis spätestens 31.12.2044 verboten, denn ab 2045 muss Deutschland klimaneutral sein. Bis dahin wird der Betrieb schrittweise eingeschränkt.
Erfahrungswerte bis zum Jahr 2021 (Quelle: co2online):
Durch den Ukraine-Krieg ist die Nachfrage und damit der Preis merklich angestiegen. Es zeichent sich aber bereits eine Entspannung für die nächsten Jahre ab. (Der angegebene Preis ist ohne staatliche Förderung, 25 % bis 40 % dürfen noch abgezogen werden, s. o.)
(Quelle: co2online)
Die Hersteller bauen derzeit ihre Produktionskapazitäten massiv aus, der Wettbewerb ist hoch. Der Preis wird also wie bei jeder Technik, die sich schnell verbreitet, langfristig sinken.
Keine Dynamik. Die Verkaufszahlen werden mit den gesetzlichen Regelungen in Zukunft stark zurück gehen.
Es gibt immer mehr Heizungsbauer, die Erfahrungen mit Wärmepumpen haben, dennoch fehlen Fachkräfte, wie in vielen anderen Bereichen auch. Fachkräfte, die sich zum Thema Wärmepumpe weiterbilden, bekommen seit 01.04.2023 vom Staat 90 % der Kosten bezahlt (Quelle: BAFA BAW).
Handwerker sind rar. Mit Gasheizungen kennen sich die meisten Heizungsbauer sehr gut aus. Oft ist das der Grund, warum einige von Wärmepumpen „abraten“.
Derzeit liegt ein Schwerpunkt der Entwicklung bei Wärmepumpen, die mit natürlichen Kältemitteln betrieben werden. Ebenso werden Konzepte weiterentwickelt für Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern. Auch Großwärmepumpen werden weiterentwickelt, die im Bereich Industrie und Wärmenetze zur Anwendung kommen.
Es werden zunehmend Gasbrenner mit dem Zusatz „H2-Ready“ angeboten, also solche die auch Wasserstoff verbrennen können. Dies verlängert zwar die Betriebserlaubnis einzelner Gasheizungen, allerdings wird zukünftig nur in Ausnahmen und dann sehr teurer Wasserstoff angeboten werden können. Auch die Option, das Gasnetz auf Biogas umzustellen, wird aufgrund der Knappheit nur in wenigen, ländlichen Kommunen möglich sein.
Positiv: Wärmepumpen können das Stromnetz stabilisieren. Wenn viel Strom vorhanden ist, ist dieser günstig und die Wärmepumpe lädt den Wärmespeicher (Puffer- und/oder Warmwasserspeicher). Wenn wenig Strom vorhanden ist, geht die Wärmepumpe zeitweise vom Netz, Heizung und Dusche nutzen solange den Vorrat. Wer diese Option mit seiner Wärmepumpe nutzt, bekommt im Gegenzug günstigere Stromtarife vom Energieversorger.
Gasheizungen haben keinen Einfluss auf das Stromnetz.
Ein Heizungstausch spart viel Energie. Gerade bei älteren Gebäuden kann man aber noch viel mehr tun.Wir empfehlen folgenden Artikel zum Weiterlesen: Energiesparen von Grund auf!
Alle Artikel für EigenheimbesitzerInnen finden Sie in unserer Rubrik „Mein Haus sanieren – Gewusst, wie!“: